

Anpassungsfaktor (AF)
Der Anpassungsfaktor ist eine Hilfsvariable, um den rechnerischen Energieverbrauch und den tatsächlichen Energieverbrauch eines energieverbrauchenden Systems in einer Analyseperiode aneinander anzugleichen.
Anlagen und Prozesse laufen in der Regel nicht in der maximalen Intensität. Deshalb ist die tatsächliche durchschnittliche Leistung nicht gleich der angebenen Nennleistung. Auch die Laufzeiten weichen häufig deutlich von den Annahmen ab und sind bei weitem nicht in jedem Jahr gleich. Beide Effekte führen dazu, dass errechnete Verbräuche nicht mit der Realität übereinstimmen. Sofern keine Messwerte vorliegen, kann dieses Missverhältnis nur mit dokumentierten Anpassungsfaktoren transparent ausgeglichen werden.
Die Formel lautet:
Nennleistung in kW * Laufzeit in h/a * AF = Verbrauch in kWh/a
Bei der Interpretation ist zu beachten, dass der Anpassungsfaktor nicht, wie oft fälschlich angenommen, allein die Leistung reduziert. Der Anpassungsfaktor wirkt auf das Produkt von Laufzeit und Leistung.
Bei der Verwendung von Anpassungsfaktoren gibt es keine vorgeschriebene Vorgehensweise. Je nach Situation und angestrebter Aussage sind verschiedene Varianten möglich.
Dies soll am Beispiel einer Kältemaschine erläutert werden. Eine drehzahlgeregelte Kältemaschine mit 0,5 kW elektrischer Nennleistung versorgt einen Kühlraum. Für das Beispiel messen wir den tatsächlichen Verbrauch und ermitteln dabei einen Energieverbrauch pro Jahr von 1300 kWh.
Es ist nun möglich die Laufzeit der Kälteanlage mit 8760h anzugeben, weil das ganze Jahr -10°C im Kühlraum herrscht und gleichzeitig die Nennleistung mit 0,5 kW in der Berechnung anzusetzen. Der Berater weiß aus Erfahrung, dass Kälteanlagen häufig zu 2/3 überdimensioniert sind, damit Kühlgut schnell herunter gekühlt werden kann. Er setzt deswegen einen Anpassungsfaktor von 0,3.
0,5 kW * 8760 h/a * 0,3 = 1314 kWh
Eine Variante wäre die Laufzeit nur auf 3800h zu setzen, weil der Berater vermutet, dass nur in diesen Stunden der Kompressor tatsächlich läuft und Kälte produziert. Gleichzeitig soll die Drehzahlregelung berücksichtigt werden und die Leistung wird deshalb nur mit 0,35 kW angenommen. Seiner Abschätzung vertrauend, verzichtet er auf den AF, bzw. setzt ihn auf 1.
0,3 kW * 4350 h/a * 1 = 1305 kWh
Beide Rechenwege sind möglich und führen zu ähnlichen Ergebnissen. Trotzdem unterscheiden sich die Werte auf der linken Seite erheblich. Man ist geneigt einem Anpassungsfaktor der nahe 1 liegt ein höheres Maß an Sicherheit bei der Abschätzung zuzutrauen. Diese Interpretation ist mit Vorsicht zu betrachten. In unserem Fall hat die Anlage durchschnittlich 0,48 kW in 2700h Stunden bezogen.
Für Energieaudits, die mit ENSPECTER erstellt werden, gelten folgende Best-Practice Vorgaben:
So wenig Anpassungsfaktoren wie möglich, so viele wie nötig verwenden
Energieverbraucher in sachlogische Gruppen einteilen und Anpassungsfaktoren zuweisen
Spezifische Anpassungsfaktoren nur für vergleichbare Energieverbraucher nutzen
Anpassungsfaktoren für Unterbilanzkreise nutzen, um die Unsicherheit zu minimieren
Anpassungsfaktoren verbal erläutern